Wien hat, abseits der bekannten touristischen Wege, eine Vielzahl weniger bekannten, aber sich nicht weniger beeindruckenden Gebäuden zu bieten, die es wert sind, entdeckt zu werden.
Einer dieser architektonischen Schätze ist das Kreuzherren Palais, das Pfarramt der Kreuzherren mit dem Roten Stern, das gleich hinter der Karlskirche, einer der bekanntesten heutigen Kreuzherrenkirchen, liegt.
Geschichte des Ritterordens der Kreuzherren mit dem Roten Stern
Die Kreuzherren, bzw. der Ritterorden der Kreuzherren mit dem Roten Stern, sind eine böhmisch-stämmige religiöse Bruderschaft, die sich hauptsächlich karitativen Aufgaben und der Krankenpflege verschrieben hatte. Trotz seiner Ausrichtung auf die Heilkunde war der Orden stets ein Ritterorden und mit dem Tragen von Waffen vertraut (so sehr, dass der Großmeister des Ordens bis heute bei seiner Weihung mit einem Schwert ausgestattet wird). Die Kreuzherren wurden durch zwei Päpste (Clemens X und Innozenz XII) sowie mehrere Kaiser des Heiligen Römischen Reiches als Militärorden anerkannt.
Der Orden, der im Jahr 1233 als eine Bruderschaft eines Prager Spitals von der Heiligen Agnes von Prag, einer böhmischen Prinzessin und Tochter König Ottokar I und seiner zweiten Frau Constanze von Ungarn, gegründet wurde, wuchs sehr schnell und hatte schon im Jahr 1253 weitläufigen Besitz in Böhmen und breitete sich in umliegende Länder aus.
Um etwa die Selbe Zeit wurde ein Großteil der ursprünglichen Laienbrüder, die sich vorrangig krankenpflegerischen Zwecken widmeten durch geweihte Priester ersetzt, da die Pflege der Seele genauso wichtig wurde, wie die Pflege der kranken Körper. In Folge dieses Umschwunges wurden dem Orden eine Vielzahl böhmischer Kirchen anvertraut und so bildeten sie schon bald -vor allem im Westen des Landes- ein Römisch Katholisches Bollwerk gegen die Ausbreitung der hussitischen Bewegung, einer Vorstufe des Protestantismus. Während der Hussitenkriege, sowie einer späteren Auseinandersetzung mit Schweden erlangten die Kreuzherren ihren Status als Ritterorden, da sie Seite an Seite mit der Bevölkerung kämpften.
Der Orden, verweilte hauptsächlich in Böhmen (hier vor allem in Prag), wurde aber immer wieder mit Ländereien außerhalb beschenkt. Unter ihnen befand sich auch die Niederlassung in Wien, die im 13. Jahrhundert gegründet wurde, und sich heute in dem nach ihnen benannten Kreuzherrenhof, oder dem Kreuzherren Palais, befindet.
Das Kreuzherren Palais in Wien
Gleich hinter der bekannten Karlskirche, in der sehr treffend benannten Kreuzherrengasse 1, wurde vom österreichischen Architekten Karl Mayreder und seinem Bruder Julius in den Jahren 1897/98 der imposante, Palais-artige Komplex des Kreuzherrenhofes geplant und errichtet.
Karl Mayreder, der zu diesem Zeitpunkt nicht nur Rektor der Technischen Universität Wien, sondern auch wichtigster Architekt des Stadtregulierungsbüros war, designte das eindrucksvolle Gebäude im Stil des Barock-Klassizismus, und somit einer im Österreich dieser Zeit höchst beliebten Ästhetik.
Das Kreuzherren Palais besuchen
Das folgende ist eine Luftaufnahme des Gebiets rund um den Karlsplatz, ein Stück südlich der Stadtmitte:
Steht man vor der Karlskirche (1) und dem großen Wasserbecken, sieht man die Technische Universität Wien (2) zu seiner rechten und das Wien Museum (3) zur seiner linken Seite.
Geht man in Richtung Kirche und umrundet sie auf ihrer rechten Seite (Argentinierstraße), kann man gleich hinter der Karlskirche links in die erste kleine Gasse, die Kreuzherrenstraße einbiegen. Ein Blick nach oben und schon findet man sich genau vor dem imposanten Kreuzherrenhof / Kreuzherren Palais (4).