Wien ist für so viele Dinge bekannt – für seine Kunst, seine Kultur, sein Essen, seine Geschichte, seine Gebäude – und doch haben die meisten Menschen ein ganz spezielles Bild vor Augen, wenn sie an die Stadt denken: die berühmten Fiaker.

Diese traditionellen Kutschen, die früher das Haupttransportmittel der Wiener gewesen sind, werden heute vorwiegend von Touristen genützt, spielen aber immer wieder bei speziellen Feierlichkeiten (runde Geburtstage, die wahrhaft großen Auftritte bei Events, Hochzeiten,…) eine tragende Rolle.

Geschichte des Fiakers

Wie so viele gute Dinge fand auch der Fiaker seinen Anfang in Paris.

Schon im Jahr 1699 wurde der Fiacre (eine doppelt gefederte Kutsche) im berühmten Oxford English Dictionary erstmals erwähnt. Der Name selbst leitete sich vom Pariser Hôtel de Saint Fiacre ab, das schon Mitte des 17. Jahrhunderts damit begonnen hatte, diese Kutschen zu verleihen.

Rund um die Wende zum 18. Jahrhundert erreichte der Fiaker Wien (ca. 700 Fiaker im Jahr 1700) und wuchs danach stetig an Popularität (ca. 1.000 Fiaker im Jahr 1900) bis ihre Benutzung nach dem 1. Weltkrieg drastisch einbrach.

Viele der Fahrer, die auch Fiaker genannt werden, waren (und sind) wahre Charaktere, die quer durch die Stadt bekannt waren. Ähnlich wie die Gondoliere in Venedig waren auch die Wiener Fiaker oft Entertainer und Sänger und unterhielten ihre Gäste auf den Fahrten. Trotz ihrer berühmt-berüchtigt überschwänglichen Charaktere waren die Kutscher aber vor allem auch wegen ihrer unglaublichen Diskretion beliebt – nicht zuletzt bei den edlen Herrschaften, die sich im Inneren der Fiaker mit ihren Geliebten zu vergnügen pflegten.

Und so mancher Fiaker gelangte auch (unfreiwillig) zu historischem Ruhm: so brachte zum Beispiel Josef Bratfisch, der loyale Kutscher von Kronprinz Rudolf, in einer schicksalhaften Nacht im Jahr 1889 Mary Vetsera, die Geliebte des Prinzen, nach Schloss Mayerling, wo beide unter bis heute nicht vollständig geklärten Umständen ums Leben kamen.

Der Fiaker in der Musik

Wie schon zuvor erwähnt, waren einige der Kutscher richtige Charaktere, die für ihren bodenständigen, manchmal beißenden Humor, sowie ihre Lieder bekannt waren.

Und so sollte es nicht wirklich überraschen, dass der Fiaker Einzug in die Wiener Musik gefunden hat. So wurde zum Beispiel der Innbegriff des Kutschers von Gustav Pick in seinem berühmten Fiakerlied unsterblich gemacht, und einer beliebten Volkssängerin von Richard Strauss in seiner Oper Arabella Tribut gezollt.

Der Fiaker als Teil der Wiener Kaffeehaus Tradition

Eine der beliebtesten Wiener Kaffeespezialitäten, ein Mocca (eine Shot Kaffee, ähnlich dem Espresso), der mit Rum oder Cognac und Schlagobers in einem Henkelglas serviert wird, ist nach dem Wiener Fiaker benannt.

Und warum? Weil der Fiaker zu früheren Zeiten in seiner Pause mit einer Hand die Pferde halten musste, während er in der anderen den Kaffee in einem Glas mit Henkel hielt, um sich nicht die Finger zu verbrennen.

Der Fiaker im heutigen Wien

Fiakerfahrten sind mittlerweile vorwiegend Touristen vorbehalten, was aber nicht heißt, dass der Wiener selbst sich nicht ab und zu eine kleine Ausfahrt zu speziellen Anlässen gönnt.

Heute warten rund 100 Fiaker, viele in liebevoll in Stand gehaltenen historischen Kutschen, an fixen Standplätzen (Stephansplatz, Michaelerplatz, Albertinaplatz, Petersplatz und Burgtheater/Volksgarten, sowie im Zentralfriedhof) auf Fahrgäste aus aller Welt. Die Preisspanne für Fahrten variiert stark und liegt zumeist zwischen 55€ für die kürzeste Tour (etwa 20 Minuten) am unteren und bis zu 600€ für ein einzigartiges kulinarisches Erlebnis inclusive persönlichem Butler am oberen Ende. Individuelle Sightseeing Touren können direkt über die einzelnen Fiakerbetriebe gebucht werden.

Eine Liste aller derzeit in Wien fahrenden Fiakerunternehmen findet sich hier.

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